Bright Light City


Review by Carsten "Big Hunk" Hesse & Taniolo

Nachdem Elvis im Sommer 1969 in Las Vegas ein sensationelles Bühnen-Comeback feierte, kehrte er in den folgenden Jahren regelmäßig in die Spielerstadt zurück. Als er am 24. Januar 1971 dort mit dem Flieger eintraf, war dies bereits das vierte Engagement in der Spielerstadt innerhalb der letzten 18 Monate. Noch wenige Tage zuvor hatte er am 16.01.1971 die Auszeichnung als einer der 10 herausragendsten jungen Männer Amerikas in New York entgegen genommen. Hier in Las Vegas holte ihn bereits der Show-Alltag wieder ein und es verblieben ihm nur noch wenige Tage, um sich für die 57 vor ihm liegenden Shows mit ein paar Bühnenproben zu präparieren.

Am 26.1.71 war es dann soweit: Elvis eröffnete mit der Opening Show ein neues Vegas Gastspiel. Obgleich aus diesem Engagement vergleichsweise wenige Tonaufnahmen vorliegen (siehe Anhang), ist es kein Geheimnis, dass Elvis in einer hervorragenden Verfassung nach Vegas zurückkehrte. Elvis hatte im Jahr zuvor zwar zwei lange Vegas-Engagements, beide aus 57 Shows bestehend, hinter sich gebracht, während des August-Gastspiels den Dokumentarfilm "That's The Way It Is" gedreht, mit sechs Auftritten im Houston Astrodome im Februar/März 1970 sämtliche Besucherrekorde gebrochen, im Juni eine Mammut-Studio-Session absolviert, und er war mit seinen Auftritten in Phoenix, Detroit, St. Louis, Miami, Tampa und Mobile im September'70 zum ersten Mal seit 1957, seit 13 Jahren (!!), wieder auf einer echten Städte-Tour. Dem schloss sich im selben Jahr noch eine weitere Tour an, die Elvis im November noch in Städte wie Oakland, Portland, Seattle, San Francisco, Los Angeles oder San Diego führte. Die wenigen 8mm-Videoaufnahmen, die aus dieser Zeit existieren, zeigen einen Elvis, der nur so vor Energie und Leidenschaft strotzt. Ähnlich muss es auch hier im Januar und Februar des Jahres 1971 gewesen sein.

Wie bereits erwähnt, liegen auch nur wenige Tondokumente aus der Zeit dieses Vegas-Gastspiels vor. Dem Sammler sind die Soundboard-Mitschnitte der Midnight Shows vom 27. & 28. Januar, welche auf den Import CDs "All Things Are Possible" und "Lean, Mean And Kickin' Butt" veröffentlicht wurden, die Dinner Show vom 29.1.71 erschienen ebenfalls auf Import CD ("Snowbird") und fünf weitere Songs in Soundboardqualität aus der Opening Show (26.1.71) ein Begriff. Weiterhin existiert auf der Bootleg "Las Vegas Fever Vol. 1" ein Publikumsmitschnitt vom 21. Februar und die Aufnahmen aus fünf weiteren aus dem Publikum mitgeschnittenen Shows (30.1. sowie 13./19./22./23.2.) sind bekannt. Darüber hinaus schicken FTD und Ernst Jørgensen sich an, auf dem Sammlerlabel von BMG entweder eine weitere Show oder aber zumindest weitere unveröffentlichte Aufnahmen aus den Januar-Shows den Fans auf der angekündigten "The Man With The Golden Belt" zu präsentieren.

Das Songmaterial, welches Elvis in diesen Wintertagen mit nach Vegas brachte, war vielseitig. Zum einen tauchten viele bereits aus TTWII bekannte Songs wie "Sweet Caroline", "You've Lost That Lovin' Feelin'", "Polk Salad Annie", "Bridge Over Troubled Water" auf und zum anderen hatte er auch seine "Klassiker aus alten Tagen" wie "All Shook Up", "Teddy Bear", "Love Me Tender", "Blue Suede Shoes", "One Night" und "Hound Dog" wieder im Repertoire. Genau so hatte Elvis aber auch ein paar Songs im Gepäck, die zumindest für seine Bühnenshows noch zu den unbekannteren Stücke gehörten: "How Great Thou Art", welches erst seit dem vergangenen Herbst (Oakland, 10. Nov. 1970) mit im Programm auftauchte, "Snowbird", welches er erst im vergangenen September (22.9.) im Studio in Nashville eingespielt hatte, "Only Believe" und "There Goes My Everything", beide aus der Juni-1970-Session stammend oder "Help Me Make It Through The Night", das Elvis erst im kommenden Mai im Studio aufnehmen sollte. Genau so facettenreich wie das Musikprogramm in diesen Vegas-Tagen war, so unvorhersehbar war offensichtlich auch die Reihenfolge, in denen Elvis seine Songs brachte, was den Shows wiederum ein ganz eigenes Flair verlieh, und selbst sein allseits bekannter Closing-Song "Can't Help Falling In Love" tauchte schon mal in der Mitte der Show auf und war hier nicht zwangsläufig sein letztes Lied der Show.

Das "Las Vegas Review Journal" beschreibt Elvis Presley in der Ausgabe vom 27. Januar 1971 als den "zweifellos populärsten Entertainer, welcher jemals auf dem berühmten Las Vegas Strip erschien" und der am Dienstagabend (26.1.71) um 22:15 Uhr wieder die Bühne betrat, um damit sein 4-wöchiges Engagement in der Spielerstadt zu eröffnen. Das Eröffnungsprogramm von Elvis' Shows bestritt u.a. der Komiker Sammy Shore und Elvis wurde bei seinen Auftritten nicht nur von den Sweet Inspirations und The Imperials unterstützt, sondern auch Joe Guercio stand ihm als Conductor seines 35-Mann-starken International Hotel Orchestra zur Seite.



Nachdem er inklusive der Dinnershow vom 19. Februar 1971 in diesen Wintertagen nun schon wieder 48 mal auf der Bühne erschienen war, begab er sich um Mitternacht in der Nacht vom 19. zum 20. Februar erneut auf die Bühne, um sein Publikum mit ein paar ganz besonderen Vorträgen zu überraschen und es in seinen Bann zu ziehen. Wie inzwischen nun schon fast üblich erschien Elvis wahrscheinlich auch zur Mitternachtsvorstellung des 19. Februar zu den Klängen der Richard-Strauß-Overtüre „Also sprach Zaratustra“ auf der Bühne des Showrooms - und genialer kann man eigentlich innerhalb einer Minute keine Spannung aufbauen. Und wenn die Autoren schreiben "wahrscheinlich", so machen sie diese kleine Einschränkung deshalb, weil die vorliegende Bandaufnahme das Intro komplett vermissen lässt und Elvis und das Joe-Guercio-Orchestra ganz offensichtlich noch etwas mit dem 2001-Theme herum probierten. So erklang es in einigen Shows - aus heutiger Sicht wohl überraschend - auch schon mal in der Mitte der Show (noch einmal) - so auch an diesem 19. Februar. Die „Las Vegas Sun“ vom 31. Januar 1971 beschrieb das vom „Joe Guercio International Hotel Orchestra“ gespielte 2001-Thema als „harte Nummer, die nicht leicht zu überbieten sei und beschrieb es als Show-Einleitung „voller Bombast“ sei und es eigentlich nur noch „des Zusammenbruchs der Decke des großen International Showrooms als Abschlusseffekt“ bedürfe, bis dann „nach einem Moment der Stille eine Grabesstimme“ verkündet: „Mein anderer Sohn, Elvis!“.

Während Elvis seine erste Vegas-Season im Sommer 1969 noch durchgängig mit „Blue Suede Shoes“ startete und er die zweite (Januar/Februar 1970) komplett mit „All Shook Up“ gesanglich eröffnete, begann er hier (wie schon alle TTWII-Shows und die darauf folgenden Tourkonzerte vom September/November 1970) mit seiner allerersten Plattenaufnahme „That’s All Right“. Eine fetzige, aber durchschnittliche Version. Und hier merkt man bereits, dass die leicht heisere Urwüchsigkeit der Vorjahresversionen fehlt.

Jene, beinahe schmerzlich vermisste, nun fehlende Urwüchsigkeit, wird im nächsten Lied, welches sich übergangslos an "That's All Right" anreiht, noch deutlicher: Auch bei „I Got A Woman“ klingt Elvis' Stimme nicht mehr so rau wie noch 1970 und er zieht auch nicht - wie dann im Jahre 1972 des öfteren praktiziert - bis zum H herauf. Dafür geht er einmal etwas ungewöhnlich bis aufs Gis runter. Das nur zu gut bekannte Medley mit „Amen“ wird hier auch noch nicht präsentiert; er singt es stattdessen nur ca. 2 Sekunden an. Nach gut 2 ½ Minuten gehört der Vortrag dann auch schon der Vergangenheit an.

Was nun folgt, kann man vielleicht als kleine kuriose Hollywood-Reminiszenz bezeichnen. Elvis beginnt - so wie wir es vor Jahren zum ersten Mal auf der Import CD "I Don't Wanna Sing These Songs" (12. August 1971 M/S) zu hören bekamen - seine Filmsongs zu singen. Elvis kündigt „Love Me Tender“ mit den Worten "my first movie song was ..." an und aus dem Publikum fordert eine männliche Stimme laut schreiend "sing it!". Von Elvis gibt's nur ein kures "shut up!" und das Gitarrenintro zum Song und das war's dann auch schon in Sachen "Love Me Tender". Von „Loving You“ singt er die ersten drei Worte „I will spend…“ und dann kommt eine 7 Sekunden lange „Jailhouse Rock“-Parodie, d. h. er brüllt in blitzartigem Tempo eine knappe Strophe bis „let’s rock“ durch und die Band spielt irgendetwas. Genau genommen erwischen sie so schnell seine wahllos gewählte Tonart nicht und es ertönt ein schlimmes akustisches Wirr-Warr, das aber wie gesagt flott vorüber ist und nur einen Gag darstellen soll. Elvis singt hier in F-Dur mit etwas unsauberem Anfang (ansonsten war der „Jailhouse Rock“ immer in der 3 Töne tieferen D-Dur bzw. auf der Single-Version in Es).

Anschließend erwähnt er den Film "Blue Hawaii" und bringt es tatsächlich fertig, als drittes Lied ein komplettes „Can’t Help Falling In Love“ darzubieten. Das hatte er schon am 26.1. in der Opening Show so gebracht, doch die dann folgende Midnight Show des 27.1. schloss er dann wieder mit „Can’t Help Falling In Love“ ab. Hier tauchte es also wieder "irgendwo" innerhalb der Show auf und damit stand jetzt schon einigermaßen fest, dass er diese Show nicht auf reguläre Weise, also nicht mit "Can't Help Falling In Love" beenden würde. Von den meisten der zwischen Ende Januar und diesem 19. Februar abgehaltenen Auftritte liegen nicht einmal Tracklisten vor, Elvis hatte aber "Can't Help Falling In Love" in der Dinner Show vom 30. Januar gar nicht erst im Programm und in der Midnight Show vom 13. Februar tauchte es ebenso wie hier - die recht unvollständigen und parodierten Filmsongs einmal nicht mitgerechnet - als drittes Lied im Song-Line-Up auf. In diesem Zusammenhang taucht heutzutage auch immer wieder die Geschichte auf, dass Elvis wegen einer Morddrohung sein Programm auf diese Art umgestellt haben soll, damit es eben nicht mehr nach Schema F verlief und sein Abgang von der Bühne nicht so leicht vorhersehbar war. Aber ob das so stimmt?

Selbstverständlich folgt an dieser Stelle der Show noch nicht der "Closing Vamp", sondern es geht einigermaßen normal im Programm weiter mit einer recht guten Version des Neil-Diamond-Klassikers „Sweet Caroline“.



Ohne Ansage geht es weiter mit einer Fassung von „You’ve Lost That Loving Feeling“ (mit einem ungewöhnlichen Trommelwirbel im Intor), und hier klingt zum ersten mal bei „Baby, I know It“ jene „raue“ Stimme wieder an, die wir noch von den TTWII-Versionen kennen und die seit 1968 immer wieder mal durchkam. Diese verschwand 1971 immer mehr, im Studio kommt sie - so die Meinung des Autors - nur am Ende von „Winter Wonderland“ noch ein letztes Mal zum Vorschein.

Wiederum ohne Ansage geht Elvis direkt in „Polk Salad Annie“ über, der Anfang - hier noch mit Sprechteil - wird von Elvis etwas verblödelt, aber es gibt schon ein megageiles verzerrtes Bass-Solo a’ la Madison Square Garden. Anschließend stellt er seinen Lead-Gitarristen James Burton vor und es folgt eine fetzige Version von „Johnny B. Goode“. Auch hier ist Elvis' Stimme schon merklich voller, wenn man den Vergleich zum Beispiel zu 1969 zieht. Elvis klingt bereits wie bei der Version aus der Aloha-Show, und die ungezähmte Wildheit von 1969 ist im Vortrag nicht mehr vorhanden, was diesem Rocker tatsächlich schon einen kleinen Abbruch tut. Trotzdem kommt das Publikum nicht zu kurz und wird mindestens durch das bestechende Solo im Mittelteil entschädigt.

Was folgt - wiederum ohne jegliche Ansage - eine recht unspektakuläre Fassung des ohnehin eher unspektakulären George-Harrison-Songs „Something“.

Danach gibt es „How Great Thou Art“, welches sich 1971 noch um einiges mehr an der Studioversion orientierte, als das im Folgejahr der Fall sein sollte. Elvis hatte den Gospelsong bereits Ende 1970 ins Programm aufgenommen und sollte es eigentlich bis zur letzten Tour immer wieder spielen - glücklicherweise!. Die Stelle „oh my god“ wird natürlich auch noch nicht so in die Länge gezogen (und speziell 1975 - 77 zeigte Elvis bekanntlich sehr gerne, was stimmlich in ihm steckte) und die aus den späten Jahren so bekannte Reprise gibt es hier noch nicht. Die bereits zitierte „Las Vegas Sun“ zeigt sich trotzdem vollends begeistert und bezeichnet „How Great Thou Art“ als „neuen Programmhöhepunkt, der sich eventuell an drittletzter oder vorletzter Stelle [der Setlist] noch besser machen würde“.

Dann rockt sich Elvis durch das Medley von „Mystery Train / Tiger Man“ und auch hier liefert Mr. James Burton eine tolle Picking Guitar ab! Auch die Imitation der Zuggeräusche am Anfang des Songs wird hier noch von James Burton's Gitarre übernommen, während diese Aufgabe bei den Auftritten in folgenden Jahren den Bläsern zufällt.

Es geht weiter mit „Love Me“. Hier aber noch in einer eher langsamen Fassung a’ la 1970. Spätestens ab 1972 machte man das Lied um einiges flotter. Bei „beating close to mine..:“ zieht Elvis mit seiner Stimme auch noch nicht so hoch, wie wir es oft im Ohr haben, dafür aber dann doch an der Stelle „all I ask is please“. Das Ende des Songs ist dann wieder etwas „milder“ und weniger stimmgewaltig als bei den allseits bekannten Versionen aus dem New Yorker Madison Square Garden, der Aloha-Show und seinem 74er Memphis-Konzert.

Und es geht weiter im raschen Tempo, das noch dadurch unterstrichen wird, dass auch hier nicht der Hauch einer Ansage zu vernehmen ist. Elvis startet in ein flottes „Don’t Be Cruel“. Hier macht er vor dem letzten Refrain auch schon eine kleine Pause, aber noch nicht die bekannten Spielereien. Bemerkenswert ist hier auch der Umstand, dass "Don't Be Cruel" noch separat auftaucht und noch nicht zwangsläufig im Medley an "Teddy bear" gekoppelt wird.

Schon das Intro des folgenden „Bridge Over Troubled Water“ wird mit einem spontanen Applaus begrüßt. Die Version ist dann auch durchgängig und absolut seriös gesungen und klingt noch ziemlich nach jener Version, die aus "That's The Way It Is" bekannt ist. Dieses "Bridge Over Troubled Water" ist neben „How Great Thou Art“ zweifellos ein Konzerthöhepunkt.



Es folgt die übliche Kurzversion von „Blue Suede Shoes“, leider auch hier schon ohne das Gitarrensolo (die es ja in den Vorjahren immer noch gab in dem Song). Elvis nuschelt den Text ein wenig, aber immerhin spielt er beim Refrain noch ein wenig und singt mal die zweite Stimme (auf D) und sogar mal kurz die dritte (auf G). Die "You can burn my house"-Strophe fehlt - wie schon in den meisten Shows im August 1969 - vollständig und nach gut einer Minute ist mal wieder Sense. Im Anschluss treibt Elvis - wahrscheinlich auch um ein wenig verschnaufen zu können - noch ein paar Späße mit dem Publikum. Irgendwer bittet ihn am Bühnenrand um einen seiner Schals und Elvis erkundigt sich, ob's denn tatsächlich so kalt sei.

„Heartbreak Hotel“, ein Lied, an dessen Arrangement und Gesangspart Elvis eigentlich 1968-77 nie mehr etwas geändert hat, schließt sich an. Er singt es auch hier - wie eigentlich bei allen seiner Bühnendarbietungen - „bluesiger“ als in der Studioversion, auch tiefer (in D-Dur anstatt des üblichen E-Dur, welches er zuletzt in Burbank wählte). Auch hier gibt es wie immer - zumindest ist den Autoren keine Ausnahme bekannt - die üblichen drei Strophen inklusive Gitarrensolo.

Übergangslos geht es nun weiter „Little Sister / Get Back“, jenes Medley, das er erstmals am 12.8.70 improvisierte und bereits in der Show vom 30. Januar 1971 wieder einmal ins Programm aufnahm. Im Gegensatz zu der „Erstversion“ dieses Engagements, als auch das Solo von James noch etwas "unrund" klang, geht das Lied inzwischen viel besser durch, ist aber bedauerlicherweise auch um einiges kürzer.

Wiederum ohne eine Ansage geht Elvis in „It’s Now Or Never“ über. Allerdings scheint es ihm ein wenig an der Ernsthaftigkeit zu mangeln. Er verändert an einigen Stellen den Text und macht im Refrain mehrfach auf „Opernsänger“ und baut so etwas wie ein paar Koloraturen ein. Leider zieht er aber weder bei „… will be too LAAATE“ sonderlich hoch, noch gibt er stimmlich am Ende alles (wie das besonders 1975 bis 77 oft passieren sollte). Das „Gänsehaut-Faktor“ fehlt hier eindeutig noch. Aber ein schönes Lied ist und bleibt es, zumal es 1971 von Elvis und Band noch langsamer gespielt wurde als in den Folgejahren und noch ohne die leicht spanisch angehauchten Trompeten-Einwürfe auskommt.

Ein paar mit sehr gedehnter Stimme geschmetterte „You ain’t nothing …“-Zeilen läuten den „Hound Dog“ ein, der immerhin noch ein feines Gitarrensolo enthält. Und auch hier, am Ende bei „you ain’t no friend of mine“ kommt noch einmal die raue „Comeback-Special“-Stimme des Elvis Presley durch.

Wenige Worte leiten zu „Suspicious Minds“ über. Der „ruhige Teil“ des Vortrages dieses Songs, den er erstmals 1969 im Studio in Memphis einspielte, dauert diesmal auffällig lange, und Elvis singt immer wieder die "tiefen Zeilen", bevor er nach fast fünf Minuten noch für eine Minute losrockt.

Nach einer ausgesprochen kurzen Bandvorstellung beginnt er plötzlich mit einem kraftvollen „Lawdy Miss Clawdy“ und es ist dies eine wohl ungeprobte, improvisierte, und megafetzige Version, ein echtes Show-Highlight mit Überraschungseffekt. Elvis singt rau wie 1968/69. Leider gibt es kein Solo, dafür ist die Fassung aber im völlig ungewöhnlichen und hohen B-Dur (was wohl daran liegt, dass er einfach ohne Ansage anfängt und die Band sich ranhängen muss). Die Original-Version von 1956 war in A-Dur (wie auch auf der CD „Spring Tours '77“, auf welcher eine Version vom 27.3.77 aus Abilene, TX zu hören ist), ansonsten war in den 70ern das tiefe G-Dur üblich. Hier geht richtig die Post ab, leider ist der Kracher nur anderthalb Minuten lang. Aber mit Gänsehaut-Garantie!



Es folgt, erneut ohne Ansage, eine weitere Besonderheit im Showprogramm des Elvis Presley: Eine der wohl ersten (wie gesagt, von nur wenigen Gigs des Engagements liegen die Setlists vor) Versionen von „Help Me Make It Through The Night“. Hier gibt es noch ein Klavier/Orchesterintro und sogar ein Gitarrensolo vor dem zweiten Mittelteil. Die Studioversion dieses Liedes entstand bekanntermaßen erst gut zwölf Wochen später - am 17. Mai 1971 im legendären Studio B in Nashville. Jedenfalls liefert Elvis hier in Las Vegas eine tolle 3-Minuten-Version dieses Ohrwurmes ab, den er zwar unregelmäßig, aber über die Jahre immer wieder in sein Live-Programm hievte.

Danach erwähnt Elvis sein Country-Album und bringt das eher seltene „There Goes My Everything“, das auch nur 1970/71 im Live-Repertoire auftauchte. Das bereits zu Beginn erwähnte "Las Vegas Review Journal" benutzte schon Presley's neuestes RCA-Album als Aufhänger und erwähnte, dass das "passender Weise ELVIS COUNTRY betitelte Album" ebenso eine "leicht auf Las Vegas anzuwendende Beschreibung während Elvis stattfindender Auftritte" sei. Leider gibt es auf dem vorliegenden Mitschnitt dieser Show einen oder zwei Schnitte während "There Goes My Everything", so dass sich nicht genau sagen lässt, ob Elvis tatsächlich beide Strophen singt oder nur eine Kurzversion darbietet.

Hierauf gibt Elvis „Just Pretend“ zum besten, ebenfalls ein seltener gesungenes Live-Stück, welches er vornehmlich 1970-72 im Programm hatte, aber plötzlich im Dezember 1975 noch einmal ausgrub. Selbst wenn Elvis nur eine zweieinhalbminütige Kurzversion des Songs präsentiert, so fehlt doch leider bei einer eher bescheidenen Qualität wie der des vorliegenden Publikumsmitschnittes ein wenig der Hörgenuss, den dieses Lied zweifelsohne bereitet. Um so mehr wäre ein Soundboardmitschnitt speziell dieser Show ein sehnlicher Wunsch.

Während bereits die vorangegangenen Songs kleine Überraschungsmomente bereit hielten, schließt sich ein weiterer Knaller an: „In The Ghetto“ ... vielleicht die einzige Version von 1971 (wie gesagt, es gibt Defizite bezüglich des Wissenstandes über das 1971 dargebotene Songmaterials) und vielleicht auch die letzte überhaupt. Die Gerüchte, es sei auch noch 1972 mal im Programm gewesen, konnte bisher leider nicht bestätigt werden. Ohne Zweifel ist bei der aktuellen Performance unschwer heraus zu hören, dass "In The Ghetto" zuvor nicht geprobt wurde bzw. dass Elvis den Song schon lange nicht mehr gesungen hat. Elvis selbst startet mit seinem Gesang einfach in diesen Song, die Tonart passt aber nur FAST, denn er stimmt die Darbietung zwei Töne höher (in D-Dur) an, ohne dass ein Akkord vorgegeben wurde. Anschließend setzt auch die Band ein (im üblichen C-Dur) und Elvis versucht es ebenfalls, hat aber mehrere Texthänger und muss selbst ein ums andere Mal darüber lachen. Nach „… look the other way“ kommt der erste Hänger und Elvis singt nochmals das „as the snow flies“…. So hangeln sich Elvis und die Band trotzdem über 3 Minuten und liefern dabei nicht nur zur Freude des dort anwesenden Publikums schon eine kleine Rarität ab.

Dann passiert schon wieder etwas merkwürdiges in dieser ohnehin außergewöhnlichen Show: Es gibt noch einmal das komplette 2001-Thema. Wozu und warum, darüber lässt sich heute nur spekulieren.



Nach diesem recht ungewöhnlichen Einschub in das Showprogramm kündigt er kurzentschlossen „Snowbird“ an, und dann gibt es auch noch dieses äußerst rare Stück, das wohl nur 1971 und auch da ganz selten live von Elvis dargeboten wurde. Trotzdem sind die Streicher und der Chor sofort mit dabei - zu perfekt, als dass es wirklich ungeprobt sein könnte. Schade nur, dass es nicht öfter im Programm war, aber wie gesagt, es liegen auch zu wenig Shows von 1971 und speziell vom Januar/Februar vor. Der Ohrwurm, dessen Melodie die Autoren immer ein wenig an die Titelmelodie von „Biene Maja“ erinnert, ist hier in dieser Show wie auch im Studio in C-Dur gehalten und die Fassung dauert genau 2 Minuten, nur dass Elvis dieses Mal am Ende natürlich nicht mit sich selbst im Duett singt (auf der LP hatte er da die eigene Stimme overdubbed), sondern dass hier verständlicherweise Charlie diesen Part übernehmen musste.

Ein paar Worte läuten das Ende dieser insgesamt eher wortkargen Show ein, es folgt der „Impossible Dream“, den er seit Beginn dieses Engagements erstmals im Programm hat, und der auch heute das Schlusslied darstellt. Allerdings ist hier das Arrangement noch ein wenig anders, als wir es von der bekannten Fassung vom Album "As Recorded At Madison Square Garden" kennen, hier singt z.B. J.D. Sumner eine Strophe alleine, und das eine Oktave tiefer als Elvis. Und Elvis selbst bleibt am Ende auf dem Gis „liegen“ und zieht nicht noch kurz zum „B“ rauf, wie er es während der Evening Show am 10. Juni 1972 im Madison Square Garden tat.

Direkt im Anschluss folgt das „Closing Riff“, das auf der vorliegenden Aufnahme allerdings ausgeblendet wird. Das Band dauert damit 73 Minuten, d. h. unter Berücksichtigung der Ein-, Ausblendung und Schnitte fehlten wohl nicht viel an 80 Minuten. Damit stellt die Show neben dem vorzüglichen Repertoire auch von der Länge her ein wohl eher außergewöhnliches Konzert dar, welches beinahe zwangsläufig Träume von weiteren 71er-Sounboards wach hält - am liebsten an einen solchen von eben dieser Midnight Show des 19. Februars 1971.